Sobald wir uns auf ein Lebewesen näher einlassen, etwa in Liebesverhältnissen oder als Biographen, hat es Sinn, so zu tun, als lernten wir ein völlig neues Universum kennen. Es bleibt uns natürlich unbenommen, in jedem Fall Nenner zu errechnen, die allen Universen beziehungsweise Individuen gemeinsam sind. Reduktionismus geht immer. Er fällt uns sogar leichter – wie in vielerlei Hinsicht arm zu sein uns leichter fällt als reich. Mir geht es um das reichhaltigste Welt- und Menschenbild. Nicht, dass Reduktionisten es an einer Fülle von Befunden fehlen ließen. Es gibt auch unendlich viele natürliche Zahlen. Doch was ist deren Mächtigkeit gegen die der unabzählbar vielen reellen Zahlen! Ebenso verhält es sich mit dem Naturalismus im Vergleich zum Individual-Realismus, mit dem Menschsein im Vergleich zum Übermenschsein.
Der Übermensch ist der menschlichste Mensch. Das weiß eigentlich jeder. Wer möchte im Grunde mit irgendjemand anderem tauschen, die eigene Individualität preisgeben? Oberflächlich möchte man – "man" – durchaus nicht selten nicht "man selbst", sondern ein anderer sein, den man bewundert, dem man nacheifert, auf dessen Erfolge man eifersüchtig ist. So sehr, dass man ihm den Tod wünschen kann, um an seine Stelle zu treten oder wenn eben das schon nicht möglich ist. Zutiefst wollen wir indessen wir selber sein, wie überhaupt jedes Individuum es selber sein will. Wir wollen glücklich, friedlich, menschlich sein, indem wir selber leben und andere leben lassen. Dergestalt wollen und mögen wir das Paradies auf Erden über alles. Wir Übermenschen.
HINWEISE
- Gottfried Wilhelm Leibniz (1714): Monadologie
- Sören Kierkegaard (1849): Die Krankheit zum Tode
- Friedrich Nietzsche (1883-85): Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen
- Martin Heidegger (1927): Sein und Zeit
- Ernst Mayr (2001): Das ist Evolution
- Francis Fukuyama (2002): Das Ende des Menschen
- FAZ (2005): Superman (Klassiker der Comic-Literatur)