Samstag, 13. Juni 2015

Kommen

Es gibt unzählige Weisen des Seins, darunter sehr viele des Gehens und darunter wieder viele des Kommens: das Ein- und das Auskommen, das Vor- und das Nachkommen, das Auf- und das Abkommen, das Hin- und das Herkommen, das Fort- und das Wiederkommen, um nur wenige Kommensweisen zu nennen. Besonders beliebt ist das Willkommensein, besonders abschreckend das Verkommensein.

Ich möchte hier eine Kommensweise besonders hervorheben: das Ankommen, und zwar nicht das gängige, auch Ankunft genannte Ankommen, ebensowenig die kirchenjährlich Advent genannte "Ankunft des Herrn", sondern das Ankommen auf ..., das auch als Gehen um ... beschrieben werden kann. Das, worauf es ankommt, ist das, worum es geht. Das "es" meint in beiden Wendungen alles. Es kommt auf das an und geht um das, worum sich alles dreht. Die Drehbewegung ist immerzu sowohl ein Kommen als auch ein Gehen, sozusagen ein Gohmen oder Kemen. Und tatsächlich leitet sich "kommen" von der indogermanischen Wurzel "k(w)em" her, das sowohl kommen als auch gehen bedeutet. Von daher kommt übrigens auch "bequem" und damit die Bequemlichkeit, worunter wir somit eine Zukömmlichkeit verstehen können.

Was wir uns nur wünschen können, ist eine möglichst zukömmliche Zukunft. Eine solche ist wohl nur dann gewährleistet, wenn eintritt, worauf es ankommt. Hier schwanken die gestellten Bedingungen zwischen dem Standpunkt, es müsse alles bleiben, wie es ist, und dem Standpunkt: Es "muss sich alles, alles wenden." Oft kommt mir vor, als verstünde es der Weltlauf meisterlich, die beiden extremen Positionen ineinsfallen zu lassen, unbewegtes Sein und beweglichstes Werden. Ich unverbesserlicher Optimist traue ihm das zu und bin in diesem pantheistischen statt christlichen Sinn Adventist: in Erwartung der Ankunft des Zukömmlichsten.