Samstag, 15. August 2015

Müll

Im deutschen Sprachraum ist kein Familienname so weit verbreitet wie "Müller". Indessen nicht weit genug. Wir sollten alle "Müller" heißen; denn nichts produzieren wir so massenhaft und einträchtig wie Müll.

"Müll" und "Müller" gehören ähnlich eng zusammen wie "Mühle" und "Müller". Mit der Mühle mahlt der Müller etwas zu Mehl. Dazu wurden anfänglich zum Beispiel Getreidekörner per Hand zwischen zwei Mahl- oder Mühlsteinen zerrieben. Wie gewichtig solche Gerätschaften bereits vor Jahrtausenden sein konnten, lässt sich aus dem im Übrigen menschenverachtenden Bibelspruch ersehen: "Wer aber einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist." (Mt 18,6)

Damit sind wir wieder beim Müll, denn Müll ist Abfall. Der fiel durchaus nicht in einer funktionstüchtigen Müllerei an; allenfalls in Form von 'mulligem' Fußbodenstaub, sprich Kehricht. Die Mühle verwertete vielmehr auch die Nebenprodukte des Mahlens. Doch weil man sich in einer Raubbau treibenden Industriegesellschaft mit dem Recycling wesentlich schwerer tut als in einer Kultur des Handwerks, sind wir auf dem besten Weg, unsere Lebenswelt zuzumüllen – bis ins Meer hinein, wo es am tiefsten ist. Solche Müller sind wir so gut wie alle geworden.